Obstbaum-Schnittkurs am Samstag, 15. Februar:

Qualität statt QuantitätIMG 20200215 WA0000 klein

Was für den Fruchtbehang eines Obstbaumes gilt, konnte man auch von den Teilnehmern sagen - zwar waren "nur"  drei Interessenten in Griesers Garten gekommen, diese konnten dafür selbst praktisch zur Schere und Säge greifen. Bei der Begrüßung konnte Antje Beducker als Vorsitzende auch eine frisch gebackene Fachwart-Kollegin aus Mittelbiberach vorstellen: Kathrin Reisacher -Zell folgte der Einladung, um als Co-Referentin und Vereinsmitglied die Teilnehmer beim aktiven Schneiden in einer Kleingruppe anzuleiten - ein Kurs-Konzept, das den Lerneffekt für Teilnehmer erhöht.

Nach der Vorstellung von geeigneten Sägen und Scheren erläuterte Antje Beducker warum man Obstbäume überhaupt "erziehen" sollte und dass man hierbei die Ziele Stabilität, Vitalität und Nutzbarkeit immer im Auge haben muss. Dazu verhilft man dem Baum zu einer sogenannten naturgemäßen Pyramidenkrone, was dem Ideal der gängigen Lehrmeinung entspricht, weil der Baum so tragfähige Leitäste und eine lichtdurchflutete Krone bekommt, was ihn wiederum vital erhält und eine Ausreifung von Früchten bis in den für uns gut erreichbaren unteren Bereich ermöglicht. Wenn man dabei nach den Wachstumsgesetzen so viel wie nötig, aber nur wo wenig wie möglich eingreift, überlässt man dem Baum, quasi seiner Natur gemäß zu wachsen und greift nur lenkend ein.

Anhand eines Pfirsich-Halbstammes führte Antje Beducker dann vor, dass man zuerst nach den Hauptästen schauen soll, und welcher der jungen Triebe, die im vergangenen Jahr gewachsen waren, der geeignete ist, um als weitere Fortführung den Ast sozusagen anzuführen. Der Vergleich mit einer Firma, die einen Chef und wenige gleichgestellte Abteilungsleiter braucht, machte die Dynamik in der Baumkrone deutlich; alle weiteren „Mitarbeiter“ heißen in dem Fall Fruchtäste und Fruchtholz.

An einem jungen Birnbaum konnte man gut erkennen, wie nach einer sorgfältigen Erziehungsphase eine gute Aststruktur nur noch weiter erhalten werden muss. Auch der typisch steilere Wuchs eines Birnbaums war zu sehen, allerdings so steil, dass Antje Beducker es vorzog, mit Haselnussästen die Leitäste ein wenig abzuspreizen. Außerdem hatte sie im Vorjahr die Leitastspitzen „angeschnitten“, d.h. ca. 1/3 der Länge des Neuzuwachses wurde über einer Knospe eingekürzt. Dabei hatte sie auf das sogenannte Umkehrauge geschnitten, was bewirkt, dass der daraufhin wachsende Trieb in einer optimalen Stellung – steil aber nicht zu steil – wächst. Das Anschneiden bewirkt außerdem ein stabilisierendes Dickenwachstum des Astes und die Bildung von Seitentrieben als Fruchtäste.
IMG 20200215 WA0010 pixelDie weitere Begutachtung eines Mirabellen-Baumes, den Antje Beducker schon vorab geschnitten hatte zeigte auf, was es bedeutet, wenn eine Stammverlängerung wieder in ihrer „Chef-Position“ herausgestellt werden muss, weil die Leitäste sie in ihrer Höhe schon fast überholen. Letztere müssen dann auf geeignete Triebe in der Saftwaage zurückgenommen werden.

Nach so viel Input gab es auf Griesers Terrasse eine kurze Kaffee-Pause zur Stärkung, denn nun waren die Teilnehmer selbst gefragt, die Ansprache an einen weiteren Baum zu richten, also den Baum in seinem Zustand zu analysieren und durch entsprechende Schnittmaßnahmen gewünschte Strukturen dann zu fördern und unerwünschten vorzubeugen, wie zum Beispiel Konkurrenzäste auf Astring abzuschneiden. Dabei wurde ebenso auf die richtige Schnittführung als auch auf die Menge der herausgenommenen Äste geachtet.

Die Teilnehmer besprachen sich mit der Referentin und setzten dann ohne Scheu auf der Leiter um, was sie gelernt hatten. Dabei bewiesen sie bereits ausgesprochen viel Verständnis für dieses spannende Thema und trauen sich nun daheim sicher auch an ihre eigenen Bäume.
Das Fazit von Antje Beducker: Egal ob der Obstbaum im Hausgarten oder auf der Streuobstwiese steht – die Pflege von Obstbäumen macht sehr viel Freude und ist ein aktives Hobby für Liebhaber von selbstgeernteten Leckereien – auf kurzem Weg frisch von der Hand direkt in den Mund, oder in der eigenen Küche veredelt, das ist ökologisch, biologisch und regional! Mit einem Dank an die Gastgeber Roland und Elke Grieser (2. Vorsitzende OGV) wurde dieser sonnige Nachmittag beschlossen.

Übrigens: das Ministerium Ländlicher Raum schreibt ab 2021 die Förderung der Obstbaumpflege für weitere 5 Jahre aus. Somit können auch wieder private Streuobstwiesenbesitzer mit Hochstämmen sich neu in einen Sammelantrag zusammenfinden und 30 € pro Baum für zwei Schnittmaßnahmen in diesem Zeitraum bekommen. Auch in unserer Gemeinde können wir wieder Menschen dafür zusammenbringen, der OGV Reute steht hierfür Pate. Und wer sich für die Fachwart-Ausbildung interessiert, die für jeden Hobby-Gärtner vom Boden über Kompostierung, Zierpflanzen und Stauden bis zum Motorsägen – und Wühlmausfangkurs reichlich Wissenswertes mit entsprechenden Praxiseinheiten bietet: Mitglieder von Obst- und Gartenbauvereinen bekommen einen Rabatt bei der Kursgebühr, aber die 30 Plätze pro Ausbildungsjahr bei der Obst- und Gartenakademie Biberach sind sehr gefragt!

 

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